Asyl ist ein Menschenrecht – Eine Erinnerung an unsere Verantwortung

30. Jan 2025

Aktuell

Gestern stimmte eine Mehrzahl von Abgeordneten im Bundestag für einen Antrag auf die Verschärfung der Asylpolitik in Deutschland. Es wird viel darüber geredet, dass dieser CDU-Antrag mit den Stimmen der AfD-Abgeordneten seine Mehrheit erhielt. Ich möchte heute über etwas anderes reden: über Asyl.

Vor einigen Tagen schaute ich im Fernsehen die Sendung mit der Maus. In der Folge vom 26. Januar 2025 ging es um den jüdischen Maler Felix Nussbaum und seine Ermordung sowie die seiner Frau durch die Nationalsozialisten. Diese Sendung hat mich tief berührt. Die Aufarbeitung der NS-Zeit und Berichte darüber habe ich bereits in meiner Schulzeit gesehen. Aber mit zunehmendem Lebensalter ändert sich die Wahrnehmung. Mit zunehmendem Alter erscheint die Vergangenheit oft näher und greifbarer als in der Kindheit. Ich bin heute 43 Jahre alt. Felix Nussbaum wurde im Alter von 40 Jahren auf Geheiß eines Staates getötet. Ich kann mich in ihn hineinversetzen, kann seine Angst, aber auch seine Hoffnungen nachvollziehen.

Seine Hoffnung lag in der Flucht. Er floh 1940 nach Brüssel. Aber dort war er nur kurz sicher. Er wurde nach dem Einmarsch der deutschen Truppen als feindlicher Ausländer verhaftet. Nach erneuter Flucht nach Brüssel wurde er schließlich in seinem Versteck gefunden, deportiert und dann ermordet.

Warum erzähle ich diese Geschichte? Nichts ist mit dem Unrecht der NS-Zeit und den Taten der Nazis zu vergleichen. Dennoch gibt es auch heute viele Teile der Welt, in denen Menschen nicht bleiben können – sei es aufgrund politischer Verfolgung oder wegen existenzieller Armut. Kein Mensch verlässt seine Heimat leichtfertig, um eine gefährliche Reise über den Landweg oder das Mittelmeer anzutreten. Dazu gehört eine Notlage.

Menschen in Not muss man helfen. Für die einen ist das eine christliche Pflicht, für andere – wie mich – ergibt sich diese Einsicht klar aus humanistischen Überlegungen. Aber es lässt sich auch anders argumentieren: Asyl ist ein Menschenrecht. Die Bundesrepublik Deutschland hat die Prinzipien der allgemeinen Menschenrechte in ihr Grundgesetz aufgenommen. Das Asylrecht schützt nicht nur vor politischer Verfolgung, sondern dient in seinem Kern auch dem Schutz der Menschenwürde, des Lebens, der körperlichen Unversehrtheit und anderer grundlegender Menschenrechte.

Felix Nussbaum wurde von den belgischen Behörden als Bedrohung angesehen – nur, weil er Deutscher war. Ähnlich sehen Politiker wie die AfD-Abgeordneten oder Friedrich Merz Asylbewerber und Migranten kollektiv als Gefahr an und stellen sie damit unter Generalverdacht. Doch die jüngsten Gewalttaten in Magdeburg und Aschaffenburg haben nichts mit der Asylpolitik zu tun. Beide Täter waren offenbar psychisch krank. Beide Täter waren bereits aufgefallen. Hier geht es also vielmehr darum, wie wir mit psychisch kranken beziehungsweise strafauffälligen Menschen umgehen. Auch dies muss unter Achtung der Menschenrechte und des Grundgesetzes geschehen – welches nicht nur für deutsche Staatsbürger gilt.

Menschen wie Friedrich Merz wissen, was ich hier geschrieben habe. Auch Teile der AfD- und FDP-Abgeordneten, die am 29. Januar für eine Verschärfung der Asylpolitik gestimmt haben, sind zu solchen Gedankengängen fähig. Herrn Merz unterstelle ich bloßen Populismus, weil er seinen Machthunger befriedigen und gerne Kanzler der Bundesrepublik Deutschland werden möchte. Er und alle anderen, die sich gegen die bedingungslose Aufnahme von Asylbedürftigen aussprechen, sind in meinen Augen verabscheuungswürdige Menschenfeinde.

Übrigens: Meine Großmutter wurde – genau wie Felix Nussbaum – im Jahr 1904 geboren. Sie starb in hohem Alter. Sie war in Gefahr, von den Nazis wegen eines jüdischen Mädchennamens verfolgt zu werden. Ohne sie wäre ich heute nicht hier.

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